Ein Fall von vor 2 Jahren
Ich erinnere mich an einen Fall von vor etwa 2 Jahren, als ich mit den Musikgruppen der Schule in Mölln geprobt haben. An einem Tag gingen wir wie jedes Jahr nach Lüneburg, um dort die Stadt zu erkunden und etwas einzukaufen.
Da haben wir am helllichten Tag einen jungen Mann, wohl albanischer Herkunft, gesehen, der seine Freundin anschrie, weil ein Fahrrad umgefallen ist, was sie wohl gerade klauen wollten.
Sein Blick umschweifte die Umgebung, sah unsere Gruppe und fixierte mich. Er fragte mich, was ich so blöd kucke.
Ich meinte, dass ich nicht kucke, sondern einfach nur hier rumstehe. Und weil ich mich nicht vertreiben lassen wollte, blieb ich auch stehen. Das war wohl ein Fehler, denn er wurde sichtlich nervöser und aggressiver.
Er schrie mich an: Ich soll abhauen, sonst schlägt er mich zusammen. Spätestens dann wusste ich, ist es an der Zeit, wegzugehen. Doch nun war es zu spät. Er wurde aggressiver, kam näher an mich heran. Ich fühlte mich unsicher. Er war ein Kopf größer als ich und wahrscheinlich auch viel stärker.
Ich meinte, es sei schon gut, ich geh jetzt, da hörte er schon gar nicht mehr richtig zu und trat nach mir. Eine aus meiner Gruppe zerrte zum Glück in dem Moment an ihm, während ich mich duckte und mich schnell umdrehte, ansonsten hätte er meinen Kehlkopf erwischt und nicht nur mein Kreuz.
Ein paar Punks fragten sich, ob sie nicht eingreifen sollten, aber sie schienen wohl darauf zu warten, von mir aufgefordert zu werden oder dass die Situation tatsächlich eskaliert. Die übrigen Menschen sahen nur aus sicherer Entfernung dabei zu.
Dennoch: Die Nähe der übrigen Menschenansammlung und die akute Überzahl meiner Gruppe verunsicherte ihn und ich konnte mit meiner Gruppe weggehen. Ich bin grundsätzlich gegen Gewalt, deswegen habe ich es nicht auf eine Prügelei ankommen lassen. Trotzdem wäre es beinahe dazu gekommen. In solchen Situationen weiß oft ich nicht, was ich machen soll:
Den Aggressiven Menschen ausweichen, dann muss ich Angst haben, dass sie mich verfolgen und von hinten angreifen. Umdrehen beim weggehen geht nicht, das zeigt zu große Schwäche und würde ihn noch sicherer in seinem Vorhaben machen.
Oder ich würde ich angreifen, was gegen meine Prinzipien verstößt. Bei manchen Menschen ist das schwierig einzuschätzen. Das nächste Mal werde ich wohl versuchen, sicherer aufzutreten. Eine Mischung aus Freundlichkeit, Bestimmtheit und einer Fixierung auf seine Augen.
Das hat auch den Vorteil, dass ich dann vielleicht eher weiß, was er vorhat, denn Augen verraten mehr, als man denkt. Menschen voller Wut und Aggressivität schauen nämlich oft kurz vorher in die Richtung, die sie angreifen möchten.
Trotzdem: Es war eine Erfahrung, die ich vielleicht lernen musste, aber sicher nicht noch einmal erleben möchte.
Tobias, 17